Eine kleine Geschichte über die Macht der Wünsche.
Es war warm. Zu warm für eine Nacht Ende Oktober. Dass ich mich an das Datum der alten Zeit noch erinnerte, war vermutlich ebenso seltsam, wie die da-maligen Temperaturen.
Ich erinnere mich genau.
Die Blätter waren gefallen, die Straßen waren noch breiter. So breit, dass bequem zwei Autos aneinander vorbei fahren kon-nten. Alle sprachen von Klima-krise, doch kaum einer unter-nahm etwas. Ich wusste damals noch nicht einmal was Klima war.
Ich war gerade in die Grund-schule gekommen, lernte lesen und schreiben. Rückblickend war es wohl die Zeit mit der meisten Sicherheit, die ich hatte. Ich fühlte mich damals aber alles andere als sicher.
Das Gefühl, immer alles falsch zu machen, war ein stetiger Be-gleiter in meinem noch jungen Leben. Und dass das so sein musste, wusste ich, weil meine Eltern immer mit mir schimpften und alles was ich tat korrigierten und sagten, wie ich es besser machen soll.
Heute weiß ich, dass sie dies nur taten, weil ich so viel richtig gemacht hatte und sie mir helfen wollten, in all dem noch besser zu werden. Bis ich das verstand, sollten aber noch viele Jahre ins Land ziehen.
Mama und ich blickten hinauf in den Sternenhimmel. Ich zeigte ihr die Sternbilder, die ich schon kannte, sie zeigte mir noch viele mehr. Sie wusste alles besser als ich und von allem viel mehr. Oh, wie mich das damals gestört hat. Ich empfand das als so unfassbar ungerecht.
Eines der Sternbilder, welches sie mir erklärte, deute ich ganz an-ders. Für mich sah es aus wie der Eifelturm. Ich erinnerte mich an den Urlaub, erinnerte mich da-ran, wie überwältigt ich von die-sem Turm war und wie riesig er war. Wie schön und beängstigend zugleich.
Heutzutage fällt er kaum noch auf und man kann auch gar nicht mehr so weit sehen. Wir hatten eine Bootsfahrt auf der Seine ge-macht und konnten den Eifel-turm noch sehr lange über anderen Gebäuden heraus stie-zeln sehen. Oh, ich liebte diesen Turm und ich liebe ihn auch immer noch. Wenn ich doch nur damals meiner Mama geglaubt hätte, wie mächtig Wüsche sein können. Ich hatte vorher nie da-ran geglaubt und danach nie wie-der an ihren Worten gezweifelt. Die weiseste Hexe, die ich kenne. Ich sollte sie mal wieder be-suchen…